Antibes : Fort Carré
Die beeindruckende Festung dominiert die Hafeneinfahrt von Antibes. Sie wurde 1567-1585 mit vier spitzauslaufenden Bastionen, entsprechend ihrer Ausrichtung France (Frankreich), Corse (Korsika), Antibes und Nice (Nizza) genannt. Da diese viereckig zueinanderstehen, kam es zu dem Namen Fort Carré. Darin wurde übrigens die Schlußszene des James Bond-Films Sag niemals nie (Never say never again, 1982) gedreht.
Auf dem Gelände um das Fort Carré wachsen die regionstypischen Küstenpflanzen. Ein Spazierweg mit Orientierungstafeln, botanischen Erklärungen und schönen Aussichtspunkten auf den Hafen und die Altstadt führt um das Fort.
Blick über den Hafen bis aufs Cap d'Antibes
Der Festungshügel war seit der Antike eigentlich eine Insel, sie versandete aber landeinwärts zu Zeiten des Niedergangs des römischen Weltreichs, vermutlich wegen des hier einlaufenden Aquädukts. Anstelle eines Römertempels bauten Kreuzritter im frühen Mittelalter die älteste Kirche der Stadt, die Chapelle Saint-Michel, deren Mauern später abgetragen und zum Bau der Kathedrale mitverwendet wurden.
Die Festungsanlage
Die ursprüngliche Insellage griff der geniale Militärarchitekt Vauban (16331707) in seinen Plänen wieder auf. Durch Graben eines Kanals wollte er die Inselsituation für die Festung künstlich rekonstruieren und durch einen vorgelagerten, mit der Stadt verbunden Mauerring und weiteren Bastionen ausstatten, was aber nie realisiert wurde.
Historischer Plan aus dem Jahre 1775
Vielmehr runderneuerte Niquet die Festung nach bewährter Vauban-Technik. Mit dem Bau zweier vorgelagerter Bastionen, Berry und Bourgogne, wurde 1700 zwar begonnen, doch das Vorhaben nie beendet.
Zugang und Wachwege der Festung Fort Carré
Abgesehen von künsltich aufgeschütteten Abhängen, sogenannten Feldbrustwehren, blieb deshalb der architektonische Eindruck aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen den Eckbastionen also eine runde Hauptfestung mit Lagern, Brotofen „Four à Pain“, Kantine, Gefängnis und dem Gouverneurshaus mit zwei Kaminen.
Bastion mit Blick Richtung Korsika
Napoleon, der selbst im Fort Carré inhaftiert war, nannte es später in Fort Championnet um. Den wackeren General Jean Antoine Etienne Championnet raffte in Antibes die Cholera hinweg, nachdem er mit seinen 16.000 Soldaten einst die dreifach überlegenen Napolitaner bei Rom geschlagen und die dort ansässige Mafia aufgerieben hatte. Sein Grab befindet sich unterhalb der landeinwärts gelegenen, östlichen (Himmelsrichtungen täuschen hier leicht!) Bastion.
Blickpunkte und Freske im Fort Carré
Der Name “Championnet” hielt sich nur vorübergehend, vielleicht weil des Helden Nachname eigentlich Vachier lautete, was in französischer Umgangssprache wie “Geh scheißen!” klingt, und entsprechend vulgär gebraucht wird...
Das Lager von Aix - Les Milles
Weniger bekannt ist auch die Rolle des Forts während des Zweiten Weltkriegs, da gleich nach Kriegsausbruch 1939 bis Juni 1940 sämtliche deutschen und österreichischen Staatsangehörigen der Region, egal welcher politischen Gesinnung oder welcher Religion, hier interniert wurden. Das Lager nannte man amtssprachlich „Centre de Rassemblement des Etrangers“ (C.R.E). Viele der Internierten wurden in die Ziegelei nach Les Milles bei Aix-en-Provence verfrachtet, wobei für zahlreiche dieser Menschen die Endstation Ausschwitz hieß.
Das Fort Carré ist täglich ausser montags geöffnet vom 15. Juni bis 15. September: 10.00 - 18.00 Uhr und vom 16. September bis 14. Juni: 10 bis 17 Uhr. Letzter Eintritt eine halbe Stunde vor Schliessung. Geschlossen am 1. Januar, 1. Mai, 1. November und 25. Dezember. Eintritt 3 €.